Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr sich dieser abmühte, durch das enge Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Schmetterling, um sich daraus zu befreien. Da bekam der Wissenschaftler Mitleid mit dem Schmetterling, ging in die Küche, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon, damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte.
Der Schmetterling entschlüpfte sehr schnell und sehr leicht. Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn doch sehr. Der Schmetterling der da entschlüpfte war ein Krüppel. Die Flügel waren ganz kurz und er konnte nur flattern, aber nicht richtig fliegen. Da ging der Wissenschaftler zu einem Freund, einem Biologen, und fragte diesen: »Warum sind die Flügel so kurz und warum kann dieser Schmetterling nicht richtig fliegen?«
Der Biologe fragte ihn, was er denn gemacht hätte. Da erzählte der Wissenschaftler, dass er dem Schmetterling geholfen hatte, leichter aus dem Kokon zu schlüpfen.
»Das war das Schlimmste was Du tun konntest. Weil Du ihm geholfen hast, und den Schmerz ersparen wolltest, hast Du ihm zwar kurzfristig geholfen, aber langfristig zum Krüppel gemacht.«
Denn durch die enge Öffnung ist der Schmetterling gezwungen, sich hindurchzuquetschen. Erst dadurch werden seine Flügel aus dem Körper herausgequetscht, und wenn er dann ganz ausgeschlüpft ist, kann er fliegen. Der begrenzende Kokon und das Ringen, das erforderlich ist, damit der Schmetterling durch die kleine Öffnung kam, ist der Weg der Natur, um Flüssigkeit vom Körper des Schmetterlings in seine Flügel zu fördern. Dadurch wird er flugtüchtig gemacht.
Stattdessen verbrachte der Schmetterling nun den Rest seines Lebens krabbelnd, mit einem verkrüppelten Körper und verkümmerten Flügeln. Niemals war er fähig zu fliegen.
Wir brauchen manchmal den Schmerz, um uns entfalten zu können …
Um der oder die zu sein, die wir sein können. Deshalb ist die Not oft notwendig. Eine Entwicklungschance, die wir nutzen können. Manchmal ist das Ringen genau das, was wir in unserem Leben benötigen.
Wenn wir durch unser Leben ohne Hindernisse gehen dürften, würde es uns lahmlegen. Wir wären nicht so stark, wie wir sein könnten.