Übrigens, es ist für uns Frauen auch nicht besonders förderlich, dass sich zu dem Schönheitswahn ein Pendant entwickelt hat, wo Frauen meinen, nun in aller Öffentlichkeit (besonders im Internet) „das wahre Leben“ und viel Privates präsentieren zu müssen. Das eine wie das andere sind Extreme und tragen nicht zu unserer Wertschätzung bei. Auch die letzten Geheimnisse und Intimitäten in die Öffentlichkeit zu tragen und preiszugeben, oft, um ja viele Likes in den „Sozialen“ Netzwerken zu erzielen oder Aufmerksamkeit in anderen Medien zu erhalten (egal, wie dumm und peinlich Frau rüberkommt), ist unklug.
Ob Geburten, wie Frau vorher oder nachher aussieht, Fotos, wie sie ihre Babys stillen, intime Berichte, öffentliche Beichten und geschmacklose Fotos usw. – was bleibt da noch an Tabus übrig? Das ist eine Tyrannei der Intimität, anstatt über allgemeine Interessen zu debattieren.
Geburten sind Wunder (keine Banalität!), die nur wir Frauen erleben dürfen. Es ist völlig unwichtig, wie wir vorher oder nachher aussehen. Wir sollten dieses große Glück genießen und bewahren und das Baby/Kind nicht der Öffentlichkeit aussetzen. Wenn alle alles wissen sollen, gehen Fantasie, das Geheimnisvolle, die Romantik und die Träume verloren. Wollt Ihr etwa ein verkonsumiertes, mechanisch abgespultes Leben, von der Öffentlichkeit begleitet und breitgetreten? Warum muss so vieles um uns herum zwanghaft seziert, gezeigt und als normal hingestellt werden? Habt ihr keine anderen Sorgen?
Und einmal ganz deutlich: Kinderbilder (egal welchen Alters und wie süß sie auch sein mögen) ins Netz zu stellen ist Beihilfe zum Missbrauch! Wie oft muss die Polizei noch davor warnen, das zu unterlassen? Kinderfotos dem Internet preiszugeben ist Unterstützung von pädophilen Tätern.
Liebe Frauen, es wird Zeit Euch für Bereiche einzusetzen, die wichtig sind und uns Frauen zugutekommen. Dazu wäre es gut, Euch stärker zu solidarisieren, zu verbinden und zu verbünden. Baut Frauennetze/Seilschaften/Hilfesysteme im realen Leben auf, wie es die Männer seit Jahrhunderten tun. Auf diese Art und Weise könnt Ihr Euch gegenseitig helfen und mit verteilten Aufgaben – Euren Fähigkeiten entsprechend – unterstützen. Und hört auf, als Frau andere Frauen zu diskreditieren und ihnen Können abzusprechen, nur weil das nicht den eigenen Vorstellungen vom Leben oder der eigenen Meinung entspricht. Solange sich Frauen nicht zusammenschließen, sondern gegenseitig mehr mit Stutenbeißen, Neid, Eifersüchteleien und Gezänk zugange sind, werden wir auch nach über 70 Jahren keine umfassende Gleichberechtigung und Anerkennung unserer Leistungen hinbekommen.
Frauen vernetzt Euch bitte und helft Euch als Verbündete untereinander. Euch nur in der digitalen Welt auszutauschen bringt kaum etwas. Das wahre Leben findet NICHT in den (Sozialen) Medien statt!
Liebe Eltern, erzieht Eure Töchter bitte nicht zu oberflächlichen Modepuppen, sondern zu starken Frauen, die ihren selbstbestimmten Weg gehen können und dürfen, damit sie sich später nicht in einer Scheinwelt verlieren. Ja, es ist schwer, diesem enormen Werbe-Schönheits-Hype an jeder Ecke zu entgehen. Aber es ist machbar, dem zu widerstehen.
Im Alter ist es zu spät zu erkennen, dass es nicht darauf ankommt wie „aufgebrezelt“ und „zurechtgebastelt“ die äußere Hülle aussieht, sondern, dass die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Wertschätzung über allem steht. Frauen können sich jederzeit entscheiden, ob sie eine taffe, attraktive und authentische Frau sein wollen oder sich als naives, künstlich zurechtgemachtes Weibchen präsentieren möchten.
Jede Frau ist auf ihre Art und Weise ein Genie. Macht etwas Sinnvolles daraus. Vielleicht steckt auch in Euch eine Marie Curie oder Maria Montessori oder Clara Zetkin oder Annette von Droste-Hülshoff oder Clara Schumann oder Käthe Kollwitz usw. usw.?
Vielleicht seid Ihr die nächste Bundeskanzlerin, Präsidentin, Nobelpreisträgerin oder ein Star auf den Bühnen dieser Welt oder eine Koryphäe in der Wissenschaft oder in Eurem Wunschberuf?
Alle Menschen haben in ihrem Inneren eine Schatzkiste
mit Talenten und einer großen Fülle von Optionen!
Sie müssen nur hervorgeholt werden!
DANKE, wer bis hierhin gelesen hat. Natürlich besteht die Mehrheit in unserem Land aus starken und gepflegten Frauen, die sich nicht auf ein Weibchen reduzieren lassen. Leider schweigen sie und machen sich zu wenig sichtbar! So erhält eine auf Körperlichkeit fixierte Minderheit in den Medien eine breite Plattform sich darzustellen, zu manipulieren und stillos zu agieren. Sich für die Wertschätzung von Frauen mit einzusetzen, ist von dort nicht zu erwarten. Lasst uns dafür sorgen, dass Leistungen von Frauen – ob im Beruf, als Hausfrau und Mutter, Pflegerin zuhause für Angehörige oder Ehrenamtliche – in der Öffentlichkeit und in den Massenmedien die ihnen gebührende Aufmerksamkeit und Würdigung erfahren! Die Überflutung mit darstellenden Weibchen muss ein Ende haben, denn das spiegelt nicht die Mehrheit der gebildeten Frauen von heute wider!
Frauenpower ist gefragt! Wir alle können tiefgreifende, nachhaltige und positive Veränderungen bewirken! Unsere Kinder werden es uns später danken.
Auch muss dieser absolute Nonsens endlich aufhören, dass in den Medien grundsätzlich das Alter der Frauen mit angegeben wird (was bei Männern überaus selten der Fall ist). Warum wird bei uns Frauen das Alter so in den Vordergrund gestellt, statt unsere Leistung? Die Frage nach dem Alter ist nach der Volljährigkeit die unwichtigste Frage der Welt. Die Altersangabe gehört nicht zwangspublik gemacht. Wir lassen uns unser Alter nicht auf die Stirn tätowieren und wollen auch nicht über unser Alter definiert und in eine Schublade gesteckt werden. Es reicht die Altersangabe im Todesfall.