Aktualisiert Juli 2023 – Thema: Werbung
Wird die Flut der Werbung heutzutage überhaupt noch verkaufsfördernd wahrgenommen?
Oder hat sie sich zur qualvollen Belästigung gemausert?
Um dauerhaft Erfolg zu haben,
sollte das Fenster, durch das man das Geld für Werbung hinauswirft,
immer kleiner sein als die Tür, durch die man es wieder hereinholt!
(KarlHeinz Karius)
Danke für die vielen Zuschriften, die ich zu diesem Thema von Ihnen erhalten habe. Ich bin erstaunt, dass es doch jede Menge Leidensgenossen gibt, die die stets größer werdende Flut von (überwiegend tumber) Werbung in allen Medien ebenfalls als große Belästigung empfinden. Ob im Radio, Fernsehen, Kino, Briefkasten, in Zeitungen, Plakate oder sonst wo – Werbung, Werbung, Werbung. Immer mehr, größer, banaler, lauter, langweiliger, dreister, fragwürdiger und nervender. Sie verfolgt uns tagtäglich und klebt an uns wie Kaugummi. Und wir müssen nicht nur die Papierentsorgung bezahlen, sondern bei jedem Einkauf, den wir tätigen, sind in den Preisen Werbekostenanteile enthalten.
Mehrere Tausend Werbespots buhlen täglich im deutschen Fernsehen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Selbst die mit unseren Zwangsgebühren zu bezahlenden ÖR-Sender verschonen uns nicht mit zunehmenden Werbeunterbrechungen. Hinzu kommen die kaum zählbaren Hörfunk- und Internet-/Mailwerbungen. Was soll dieser penetrante Dauerbeschuss mit meistens fantasielosen, banalen und zweifelhaften Werbebotschaften? Das sieht mehr nach Überlebenskampf von Werbeagenturen aus, die auf Biegen und Brechen die Primitivschiene bis zur absoluten Schmerzgrenze fahren. Deshalb oder trotzdem wird es immer schwieriger, den Konsumenten zu erreichen. Wo sind die kreativen Köpfe geblieben, die uns mit Geschichten unterhalten, zum Lachen bringen, etwas in uns berühren und zum Kaufen animieren?
Ist Werbung Verbraucher- bzw. Kundeninformation oder Beeinflussung? Sind wir wirklich so manipulierbar, dass wir kaufen, was wir eigentlich gar nicht brauchen? Ist das Konsumhysterie oder Dummheit? Mit leeren Versprechen, zweifelhaften Studien, getürkten Experten und sogar mit Lügen lassen sich jede Menge Leute übers Ohr hauen. Wenn es um Verkaufsstrategien geht, werden keine Tricks, irreführende Werbung und Werbelügen gescheut. Zu viele schreien, nur wenige werden gehört, da der Kunde/Konsument sich mit der Zeit an die Werbekampagnen gewöhnt und abstumpft. Hinzu kommt, dass sich die Werbung seit Jahren auf dem Wege der Niveaulosigkeit befindet. Keine netten Geschichten, null Unterhaltungswert, Volksverdummung, Störenfried und Nervensäge. Die Werbung animiert schon lange nicht mehr zum Zuschauen, Zuhören oder Lesen, geschweige denn zum Kaufen. Mündige Bürger sind mittlerweile immun. Und hier liegt das eigentliche Problem! Für seriöse Unternehmen ist es eine enorme Herausforderung (aber nicht unmöglich), Aufmerksamkeit für ihre ehrliche und kompetente Werbung beim Verbraucher zu erreichen.
Wann endlich dringt es bis zu den Unternehmen und Werbeagenturen durch, dass mit einfältiger oder aggressiver Werbung keiner mehr zum Kauf animiert wird, was ja bei Werbung eigentlich Sinn der Sache ist, den Verbraucher/innen ein Kauferlebnis anzukündigen. Bringt der Irrglaube „Hauptsache man spricht darüber, auch wenn es nervt“ Käufer/Kunden? Nein! Gequält schaltet man ab, vernichtet Papierwerbung und kauft keine Zeitungen/Magazine mehr, da sie mittlerweile mehr Werbung als Inhalte enthalten. Der eine versteht Werbung als Information, beispielsweise über neue Produkte oder Dienstleistungen oder als Hinweis auf Attraktionen oder Sehenswürdigkeiten. Der andere sieht sie als nervende Dauerwerbespots im Fernsehen, die seinen Lieblingsfilm mehrmals unterbrechen und ihn somit zur Weißglut treiben oder als Papierverschwendung in Form von sinnlosen Prospektbergen, die den Briefkasten nur unnütz verstopfen. Die Sichtweise ändert sich also von Fall zu Fall.
Werbung sollte kreative Kommunikation sein: Seriös und attraktiv gestaltet, sodass sie unterhält und neugierig macht. Das oberste Ziel der Werbung ist es, Aufmerksamkeit zu wecken. Das bedeutet, sie wird bemerkt, sie wird verstanden, sie löst Interesse aus, sie verkauft.
Seriöse Dienstleister/Unternehmer/Hersteller stellen sich natürlich folgende Fragen: Was können wir wie und wo tun, damit unsere Werbung nicht in dieser Werbeflut untergeht, aus dem vorhandenen Einheitsbrei hervorsticht und nicht als Belästigung wahrgenommen wird? Wird unsere faire Werbung überhaupt noch durch diesen undurchschaubaren Dschungel erkannt?