Aktualisiert April 2025 – Thema: Umgangsformen
Teil 1 von 3 – Manieren statt Blamieren.
Umgangsformen helfen beruflich wie privat gut miteinander auszukommen.
Es gibt Menschen, die gehen leichter als andere durch ihr Leben, erhalten immer die besten Chancen, klettern auf der Karriereleiter wie von selbst nach oben und kommen auch privat gut an. Wie ist das möglich? Das haben mich viele Menschen, nicht nur in meinen Seminaren, gefragt.
Zuerst einmal Danke für Ihre vielen Zuschriften und die interessanten Gespräche. Über Ihr positives Feedback freue ich mich sehr und es ist schön, dass Ihnen meine Tipps nicht nur im Berufsalltag, sondern auch privat weiterhelfen. Auf Ihren Wunsch hin widmen wir uns heute dem Thema »Manieren«, die leider für immer mehr Menschen keine Selbstverständlichkeit (mehr) sind. Ihre Hinweise, unter anderem auch, was Sie am meisten stört und Aggressionen hervorruft, habe ich mit eingearbeitet. Ich werde aber nur ein paar wesentliche Punkte hervorheben, da das umfangreiche Thema »gute Umgangsformen« einen Workshop von DREI Tagen ausfüllen würde, bzw. bereits auf vielen tausend Seiten in Büchern beschrieben ist.
Inzwischen leben wir in einer Welt, wo wir fast täglich (beruflich wie privat) mit wachsendem Respektverfall, asozialem Verhalten, Gleichgültigkeit und Verrohung konfrontiert werden. Knigge würde Schreikrämpfe bekommen. Werte und Normen gehen verloren und man hat das Gefühl, von immer mehr Narzissten umgeben zu sein. Soziales Verhalten wird als Behinderung angesehen; Wahrnehmung und Intelligenz machen der »Geistigen Windstille« Platz. Auf der Straße, im Supermarkt, im Restaurant oder in Bus und Bahn wird sich lautstark am Handy unterhalten, ein anderer hört laute Musik oder sendet selbstvergessen irgendwelche SMS und lümmelt auf dem Sitz, während die Seniorin mit dem Rollator oder eine hochschwangere Frau endlos lange stehen müssen. Begrüßungen fallen oft flach; »Danke« und »Bitte« sagen werden vergessen; Rücksichtslosigkeit regiert nicht selten in unserem Alltag. Respekt und gegenseitige Wertschätzung, gerade auch bei Schwächeren, verlieren an Bedeutung. Weder schön noch höflich, aber offenbar mehr und mehr die Realität, wohin man auch blickt. Früher ging man rücksichtsvoller miteinander um, und das war den meisten hierzulande auch wichtig. Warum gehen so viele Leute gedankenlos miteinander um? Wir leben in einer Zeit, in der alles auf Schnelligkeit und den persönlichen Vorteil ausgerichtet ist. Das Miteinander kommt zu kurz. Hinzu kommt die ständige Ablenkung vom Handy, und durch die daraus folgende dauerhafte Erreichbarkeit verlieren viele den Zugang zur Realität. Die Bedürfnisse anderer? Leider Fehlanzeige!
Dabei sind gute Umgangsformen, zuvorkommend und respektvoll miteinander umzugehen, kein Geburtsfehler, sondern haben mit einer guten Kinderstube und der Wertschätzung seines Elternhauses und der Wahrnehmung seiner Mitmenschen zu tun.
Was können wir also tun, wenn uns Unhöflichkeit und Provokation im Alltag begegnen? Unbeeindruckt bleiben! Klar, ruhig zu bleiben, sich nicht aufzuregen und nicht zu meckern, ist nicht immer einfach. Handelt es sich beispielsweise um ein privates Telefonat im öffentlichen Raum, darf man mit vorsichtigen Gesten darauf aufmerksam machen, dass man mithören kann. Ein netter Hinweis wirkt oft Wunder. Denn schließlich bleiben wir freundlich, so wie wir es uns von den anderen wünschen. Grenzen ziehen ist wichtiger denn je. Das gilt auch, wenn andere uns ungefragt duzen, in Wort und Schrift – was zunehmend in Mode kommt; aber eben nicht jedermanns Sache ist. Geht uns das zu weit, charmant darauf hinweisen: „Sie duzen mich, aber wir kennen uns noch nicht gut genug. Wollen wir es erst einmal beim Sie belassen?“ Das wird jeder akzeptieren. Denn ein zugewandter, sensibler Umgang macht das Leben für alle angenehmer. Und manch einer braucht eben ein bisschen Nachhilfe, ganz höflich, versteht sich.
Lassen Sie uns zumindest in unserer Familie, in unserem Umfeld und in unserem Job dafür sorgen, dass schlechte Manieren nicht weitere Kreise ziehen und leben als Vorbild ein gutes Miteinander vor. Anstand, Moral und gute Manieren dürfen nicht aussterben! Noch ist es eine prollige Minderheit, und wir sollten alles dafür tun, dass sich Primitivität nicht weiterverbreitet. Es gab zwar schon immer Rüpel, doch nicht in diesem Ausmaß wie heutzutage. Leider dürfen sich diese ungehobelten Menschen auch in den Massenmedien öffentlich prollig austoben und darbieten. Es wird ihnen sehr leicht gemacht zu provozieren, und kaum einer stellt sich dem energisch entgegen!
Ich wurde noch erzogen – und bin nicht nebenbei nur einfach aufgewachsen … Mir wurde beigebracht zu grüßen, wenn ich den Raum oder ein Geschäft betrete, bitte und danke zu sagen, das Alter und helfende Menschen zu respektieren, meinen Sitzplatz älteren und beeinträchtigten Personen anzubieten und Bedürftige zu unterstützen. Die Tür für nachfolgende Personen aufzuhalten ist für mich genauso selbstverständlich, wie mich zu entschuldigen, wenn es erforderlich ist. Eltern, Nachbarn, Lehrer und mein Umfeld achteten noch darauf, dass ich mich zu benehmen wusste. Außerdem wurde mir vermittelt, Menschen unvoreingenommen zu begegnen, sie zu nehmen wie sie sind, und nicht zu bewerten, wer sie sind, woher sie kommen oder was sie für mich tun können! Ich mag es, wenn Menschen in ganzen Sätzen mit mir reden und gute Manieren haben.
»Die Kunst des Umgangs mit Menschen besteht darin,
sich geltend zu machen, ohne andere unerlaubt zurückzudrängen.«








